Die Sammler und die Sammlerin

Agnès Vardas Liebeshymne auf das Sammeln.
Agnès Vardas Hand greift nach einem LKW

Agnès Vardas Essayfilm “Die Sammler und die Sammlerin” widmet sich dem physischen Auflesen: Von Ernteresten, die auf dem Feld liegen, oder von Müll, aus dem Kunst gemacht wird. Gleichzeitig ist es ein Selbstporträt, in dem die Regisseurin sich in die Tradition des Sammelns und Wiederverwertens stellt.

Die Suche nach den Sammler*innen beginnt mit mehreren Gemälden, in denen Feldarbeiterinnen Ähren auf ihren Schultern tragen und gebückt auf dem Feld stehen. Diese gebückte Haltung bezeichnet Varda als das Erkennungsmerkmal der Sammler*innen, welches an den verschiedenen Stationen ihrer gefilmten Reise durch Frankreich immer wieder auftaucht. Dabei treffen wir überall Menschen, die sammeln, meistens Lebensmittel, die auf Feldern oder im Supermarkt liegen bleiben.

Jedoch überlässt Varda uns die Konsumkritik, sie selbst sucht im Übriggebliebenem nach etwas Schönem. Auf dem Feld findet sie Kartoffeln in Herzform, die sie einpackt. Später filmt sie verfaulten Kohl, der in wunderschönen Farben glänzt. Sie zeigt die Menschen, die die Reste sammeln, sie redet mit ihnen über ihre Überzeugungen, ihre Gefühle und Gedanken. Das Sammeln wird dabei zu einer Gemeinschaftsarbeit. Menschen teilen miteinander und setzen sich gegen das Wegwerfen ein.

”Die Sammler und die Sammlerin” setzt sich selbst aus einer Sammlung von Bildmaterial zusammen. Das charmante Voice-Over führt uns durch die Bilder, die die große Regisseurin mit ihrer kleinen Digitalkamera eingefangen hat. Ihre Faszination für das neue Medium gibt dem Film eine ganz eigene Ästhetik zwischen Filmessay und Fernsehdokumentation.

Agnès Varda posiert als Ährenleserin
Agnès Varda posiert als Ährenleserin

Varda betrachtet die Filmaufnahmen wie die Kartoffeln. Sie findet in ihnen eine Schönheit, die von vielen übersehen wird. Die Bilder werden durch ihren  Kommentar zu Assoziationen, lebendigen Formen und berührenden Geschichten – genau wie aus den Erdäpfeln Herzen werden. Varda zeigt nicht nur die Sammler*innen mit einer extremen Zuneigung, sie stellt sich selbst als eine von ihnen dar. Der Film zeigt, dass aus dem Sammeln von Sachen – seien es nun Kartoffeln, Zigarettenpackungen oder Videoaufnahmen – wunderschöne Dinge werden können, die uns mit unserer Welt und anderen Menschen näher zusammenbringen.

“Die Sammler und die Sammlerin” läuft jetzt auf Mubi