I Am Not A Witch

Ein Mädchen sitzt zusammengekauert auf dem Boden, eingehüllt in eine bunt bestickte Decke

„I Am Not A Witch“ ist eine clevere Satire aus Sambia, in der brutale Unterdrückungsmechanismen gezeigt werden – und dabei ist sie überraschend lustig.

Hexenverfolgung ist, so sollte man zumindest im 21. Jahrhundert meinen, ein Problem, welches der Vergangenheit angehört. In einigen Regionen der Welt werden jedoch immer noch Frauen beschuldigt, Hexen zu sein. Einer dieser Orte ist ein kleines, nicht näher definiertes Dorf irgendwo in Sambia; hier spielt “I Am Not A Witch”. Als ein stilles Mädchen, Shula, wie aus dem Nichts auftaucht, verurteilt die Dorfgemeinschaft sie als Hexe. Damit sie ihre Magie nicht einsetzen kann, wird sie, wie es der Aberglaube besagt, an ein weißes, meterlanges Band gebunden, welches selbst an einer überdimensionalen Spindel befestigt ist. 

Sie ist nicht die erste Hexe des Dorfes, es gibt eine ganze Community an Frauen, welche als Hexen angeklagt und verurteilt wurden. Sie müssen Sklavenarbeit auf dem Feld leisten – Shula wird diese Schicksal aufgrund ihres Alters erspart. Sie muss ihre magischen Fähigkeiten an anderen Orten geltend machen: Ein Dorfbeamter nutzt ihre Kräfte, um bei Gerichtsprozessen zu entscheiden, welcher Verdächtige die Tat begangen hat. Oder er bringt sie in eine Talk-Show, in der er ihre Hexerei als Marketing-Werkzeug für den Verkauf von Eiern benutzt. Die Regisseurin Rungano Nyoni erzählt ihren Film über solche anekdotischen Geschichten; ein roter Faden fehlt.

Rungano Nyoni hat mit ihrem Debüt-Film viel zu sagen: Die Metaphern sind zwar nicht immer dezent, aber sie funktionieren. Dabei ist der Film kein ernstes Drama, sondern über weite Strecken eine witzige Satire. Gerade in der zweiten Hälfte des Films hat die Regisseurin clevere Ideen, um das Thema auf die Spitze zu treiben. Und sich über die Mächtigen schallend lustig zu machen.

Der Film leidet jedoch auch an typischen Debüt-Krankheiten: Etwa werden viele Ideen nur angerissen und nie weitergedacht, was frustrierend ist. Der Soundtrack wirkt zum Teil fehl am Platz, genauso wie der Tonfall des Endes – die letzten 10 Minuten des Films erscheinen deplatziert. Trotzdem: Nyoni zeigt in „I am not a Witch“ komplexe Machtmechaniken auf, welche Unterdrückung erst möglich machen – und welche global existieren, auch in Deutschland.

„I Am Not A Witch“ läuft jetzt auf MUBI