Blaue Haut, weiße Masken

Ein blauer Avatar

James Camerons Meisterwerk „Avatar“ wurde bei seinem Erscheinen im linksliberalen Feuilletonlager zerrissen: Der Film wurde wahlweise als Pocahontas in Blau oder als White Saviour-Film im All bezeichnet. Lachhaft! Drei Gründe, wieso „Avatar“ ein antikolonialistisches Monument ist.

 

  1.       Mein Freund, der Imperialist

Der klassische Kolonialismus-Streifen spielt vor etlichen Jahrhunderten und behandelt geschichtsrevisionistisch die bereits vergangenen Konflikte. „Avatar“ nicht. Nein: Hier geht es um den heutigen Imperialismus. Denn im Film reist eine Erd-Armee, die dem heutigen Militär gar nicht mal so unähnlich ist, ins All, um dort der unstillbaren Gier nach Ressourcen der herrschenden Klasse Genüge zu tun. “Avatar” ist nicht geschichtsrevisionistisch – weil “Avatar” den Jetzt-Zustand der kolonialen Klasse anprangert. 

  1.       ER IST NICHT WEIß!!

Jake ist kein Kolonialist. Von Anfang an ist er spirituell mit den Ureinwohnern verbunden; die Beziehung kulminiert in seiner Transformation zu einem Na´vi. Nichts ist weiter weg vom Geist des Imperialisten als sich mit den Unterdrückten zu vereinen. Jake gibt sein vorheriges Leben als Eroberer auf, um sein Wissen vom imperialen Militär-Komplex der Erd-Armee den Ureinwohnern weiterzugeben. Er opfert sein altes Leben auf – die absolute Form der Solidarität.

  1.       Frei nach Fanon

Und zuletzt ist „Avatar“ nicht nur antikolonial, sondern auch radikal. Die revolutionäre Gewalt der Na´vi wird mit der technologischen Übermacht der Erdarmee gerechtfertigt – es gibt kein Zusammentreffen in der Mitte, keine Kompromisse. Die einzige Möglichkeit, Freiheit zu erlangen: Die Unterdrückten müssen sich zu einer bewaffneten Revolution gegen ihre Besatzer stellen.

Herr Cameron, das war damals aber ganz schön radikal von Ihnen! Mit so einer extremen Message schafft man es natürlich nicht, den 10 Jahre später erschienenen „Avengers: Endgame“ am Boxoffice zu besiegen. (Avengers brachte seinem Studio ganze 2,798 Millionen Dollar ein. Im Gegensatz zu den lächerlichen 2,790 Millionen Dollar, die “Avatar” zustande brachte) Aber viel Glück beim nächsten Mal, vielleicht klappt es ja mit Avatar 2,3,4 oder 5.